Emilie Bujès über «Mais im Bundeshuus»

Im Filmschaffen von Jean-Stéphane Bron scheinen sich gewisse Muster zu wiederholen, zum Beispiel der Einsatz von bestimmten, immer wieder neuen, jedoch stets effektvollen Mitteln, um dem Situationszwang gerecht zu werden, dem er während der Dreharbeiten ausgesetzt ist. Oder die vorneweg getroffene Wahl der Protagonisten, mit dem unvermeidlichen Risiko, dass die Realität nicht den Erwartungen entspricht. Bei «Mais im Bundeshuus» – dank seinem enormen Zuschauererfolg (über 100‘000 Kinobesucher in der Schweiz) ein Meilenstein in Brons Karriere – kommt noch ein weiteres Element hinzu. Auch dieses Mittel ist Teil seines Werks, kommt hier aber auf noch etwas differenziertere Weise daher: Die willkommene und belustigte Präsenz des Filmemachers im Off. In einer sowohl klassischen als auch theatralischen Inszenierung, die etwas Westernartiges hat, wird ein politischer Prozess dargestellt, den Bron eindeutig links der Verhandlungen ansiedelt, was ihn aber nicht davon abhält, mit besonderem und berührendem Wohlwollen auf alle Gesprächspartner*innen gleichermassen einzugehen.

Im Zimmer 87 des Bundeshauses erarbeitet eine parlamentarische Kommission ein Gesetz zur Gentechnologie. Vor den geschlossenen Türen wartet das Filmteam. Der Filmemacher Jean-Stéphane Bron verfolgt die Abenteuer der Kommission in den Sitzungspausen, begleitet die Abgeordneten und zeigt die Ränkespiele der Politik. Mit Spannung und Humor enthüllt er Machtstrukturen und die Grenzen des Schweizer Politsystems.