«Black-out»

In Jean-Louis Roys intensivem Kammerspiel geht es um ein Ehepaar, das sich mit Vorräten eindeckt und im trauten Heim verbarrikadiert. Die Frau schimpft nach einer Weile in der Isolation über die Nachrichten und die Regierung und denkt sich Verschwörungstheorien aus. Was sich nach den Corona-Pandemiejahren beunruhigend aktuell anhört, ist tatsächlich schon über 50 Jahre alt: «Black-out» stammt aus dem Jahr 1970.

Die beiden Hauptfiguren hätten dabei gar keinen Grund, zuhause zu bleiben: Sie werden Opfer ihrer eigenen Ängste und ihrer dadurch ausgelösten Paranoia. Das stark gespielte Drama steigert als typisch geltende Schweizer Eigenschaften wie Ordnungsfimmel, Pingeligkeit und Sturheit fast ins Absurde und zeigt, wohin übermässige «Vorsicht und Wachsamkeit» führen können.

Wie schon in seiner gefeierten Agentenfilm-Parodie «L'inconnu de Shandigor» streut Roy dabei reichlich Humor ein – gleichzeitig zieht er die beklemmende Geschichte über Wahn, Vereinsamung und den Irrglauben, auf alles vorbereitet zu sein, kompromisslos durch. Und auch das Publikum sollte sich durch das zu Beginn schrullig wirkende alte Ehepaar nicht in Sicherheit wiegen: Auf diesen langsam eskalierenden Klaustrophobie-Test kann man sich kaum vorbereiten.